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Buchbesprechung
Buddhas ungleiche Toechter

Ein thailaendisches Sprichwort nennt Frauen die Hinterbeine des Elefanten. Die Vorderbeine sind selbstverstaendlich die Maenner. Im "Land der Freien" ist die Frau untergeordnet trotz grossen Einflusses im haeuslichen Bereich. Gesellschaft, Religion und Rechtsprechung draengen sie ins Abseits - auch wenn ein Elefant nur auf allen Vieren laufen kann.

Lassen wir uns nicht taeuschen: Die Jeans junger thailaendischer Frauen sind kein Zeichen von Emanzipation, das Laecheln der Verkaeuferin befreit nicht von traditionellen Bindungen. Sie wird bis in die kleinsten Dinge des Alltags beherrscht von Rollenerwartungen, Verhaltens- und Hoeflichkeitsregeln, die nicht in Frage gestellt werden.

Als Tourist haben wir kaum die Moeglichkeit, hinter die Kulissen siamesischen Frauenalltags zu schauen, ja nicht einmal eine ganz normale thailaendische Frau naeher kennenzulernen. Und da wir aus der Ferne in den Medien die Aktivitaeten der Frauenbewegungen nicht verfolgen und ihre Ergebnisse nicht ueberpruefen koennen, sind wir fuer Informationen fast ausschliesslich auf Übersetzungen thailaendischer Buecher angewiesen. Sie sind recht spaerlich in unserer Republik.

Fuer literarisch Interessierte gibt es bei dtv einen Erzaehlband "Frauen in Thailand" (Mue 89), der die ergreifende Erzaehlung "Siamesisches Drama" von Pira Sundham enthaelt. Die Heldin Sali, eine Mietfrau - in Thailand u. a. eine Umschreibung fuer eine Prostituierte - wird als Nebenfrau eines geizigen Thai recht kurz gehalten. Ihre Kupplerin, die alternde und haessliche Nipa, hat waehrend des Vietnamkrieges in Pattaya wenig Geld verdient, provoziert Salis Bruch mit dem Geizkragen und lockt die huebsche junge Frau nach Pattaya zurueck, weil die "maechtigen Deutschen mit ihrer Mark die Stadt besetzt" haben. Sali vertraut anfangs den Treue- und Eheversprechungen der Auslaender, aber bei vergeblichem Warten schwindet ihre Zuversicht wie das zerrinnende Geld.
Sali kehrt in ihr Heimatdorf zur Feldarbeit zurueck. Ein Jahr spaeter will ihre fruehere Partnerin sie zurueckgewinnen, aber Sali entsagt endgueltig der Gosse. Nipa, im Dorf als einflussreich angesehen, will ersatzweise ein oder zwei Maedchen mit nach Bangkok nehmen. Gezwungenermassen findet Sali zwei Maedchen und schwindelt Nipa vor, ein drittes in einem nahegelegenen Dorf wolle sich anschliessen. Auf dem Weg dorthin ersticht Sali die Kupplerin und taeuscht einen Raubmord vor. Er wird nicht aufgeklaert. Sali arbeitet nunmehr in den Reisfeldern und hofft, auf dem Lande einen Ehemann zu finden.

Der Ausdruck eine "gehaltene" oder "gemietete" Frau wurde in Thailand zu Zeiten des Vietnamkrieges populaer, als die Amerikaner sich Thaimaedchen als voruebergehende Frauen mieteten. Eine andere Bezeichnung fuer eine Prostituierte ist "Phu ying ha kin", "eine Frau, die etwas zu essen sucht". Armut und mangelnde Bildung - Maedchen sind erst seit 1921 schulpflichtig - zwingen viele Frauen, sich zu prostituieren, um ihr Überleben oder das der Familie zu sichern. In Thailand war es schon immer ueblich, dass arme Bauern ihre zwoelf, dreizehnjaehrigen Toechter an Arbeitgeber verkauften. Fuer diesen mittelalterlichen Kinderhandel erhielten die Eltern den Lohn fuer das erste Jahr im voraus. Spaeter warben Vermittler wie Nipa auf diese Weise den Nachwuchs fuer Bordelle an, ohne die Eltern ueber ihre wahren Absichten zu informieren.

Buddha sagt, ein Kind solle auf fuenf Arten den Eltern seine Liebe zeigen:
"Zunaechst von ihnen unterstuetzt, will ich nun ihre Stuetze sein. Ich werde ihnen gegenueber meine Pflicht erfuellen, ich werde Geschlecht und Tradition meiner Familie erhalten, ich werde mich meiner Herkunft wuerdig erweisen." Die "Pflicht gegenueber den Eltern" laesst sich bei steigenden Lebenshaltungskosten und stagnierendem Lohn kaum erfuellen, wenn man Fabrikarbeiterin ist oder Zimmermaedchen. Das wissen heute auch Eltern, die ihre Toechter gehen lassen.
Die Bangkok Post veroeffentlichte einmal eine Auswahl von Arbeiten, die einfachen Frauen des Nordens offenstehen: 30 bis 40 Baht pro Tag in der Landwirtschaft, 20 bis 50 in der Fertigung von Kunsthandwerk, 800 bis 1.500 Baht im Monat als Serviererinnen oder Traegerinnen auf Golfplaetzen, 3.000 bis 5.000 bei Anstellungen im Ausland, 10.000 bis 20.000 Baht im Monat als Prostituierte. Schwierige Frage, welchen Job sie sich aussuchen, wenn sich die in Thailand weit verbreitete Meinung des hollaendischen Kulturanthropologen Niels Mulder durchsetzt: "Solange (die Prostituierte) sich um ihre Verwandten kuemmert und durch Geschenke und Geld der bunkhun (moralischen Guete) ihrer Eltern Tribut zollt, kann sie sich immer noch als guter Mensch darstellen. Wenn sie genug gespart hat oder wenn das Glueck - wie bei Sali - sie in Stich laesst, kann sie sich wieder in ihrem Heimatdorf niederlassen, heiraten und die Anerkennung der anderen finden (aus Jan Buruma, "Der Staub Gottes", Ffm 92)."

Waehrend in der westlichen Kultur parallele Liebesbeziehungen verpoent, polygame Gesellschaftsformen unhaltbar sind, hat in Thailand die Polygamie unbeschadet ueberlebt, auch wenn sie per Gesetz bereits 1935 durch eine westlich orientierte Regierung abgeschafft wurde. "Polygamie bleibt eine praktizierte Form des Zusammenlebens", sagt Hella Kothmann, die Herausgeberin des Erzaehlbandes, "nur dass durch das Gesetz die Situation der Frau groteskerweise verschlechtert wurde."

Sali ist als Nebenfrau weder wohlhabend noch gluecklich geworden, denn "der Reiche heiratet jetzt offiziell nur noch eine Frau, Nebenfrauen leben nicht mehr wie bisher als eine Versorgungsgemeinschaft unter einem Dach, sondern in separaten Haeusern, die Verbindung ist nicht legalisiert und nach Belieben des Mannes aufloesbar. Fuer den Armen bedeuten mehrere Frauen kostenlose Arbeitskraft und hoeheres Einkommen, er zieht praktischen Nutzen aus ihnen, ist jedoch laut Gesetz nur noch fuer Versorgung und Kinder der Hauptfrau zustaendig. Wer modern ist und sich an westlichen Wertvorstellungen orientiert, lebt monogam und ersetzt die Nebenfrau durch die Prostituierte. Das heisst, indirekt leistet das Gesetz auch der Prostitution Vorschub, die sich bis zu diesem Zeitpunkt auf wenige Haeuser beschraenkte."

Diktator Sarit Thanarat hat 1960 das Gesetz zum Verbot der Prostitution erlassen. Prostituierte koennen bis zu einem halben Jahr mit Gefaengnis bestraft, mit einer Geldstrafe belegt und bis zu einem Jahr zwangsweise in einer Umerziehungsanstalt untergebracht werden. Die Strafandrohungen haben nicht verhindert, dass sie sich zu einem Wirtschaftszweig der einheimischen Klientel - Bordellbesuch gehoert zum selbstverstaendlichen Alltagsleben - mit enormen Dimensionen und auf die Tourismus-Prostitution ausdehnte. Der Autor aus dem armen Isan zeigt konsequent an der Person Salis den unheilvollen Weg von der Polygamie zur Prostitution.

Es ist eine Illusion zu glauben, die Verhaeltnisse wuerden sich bei laxen Strafen, unveraenderter Gesetzgebung und korrupter Polizei ganz von selbst auf ertraegliche Masse regulieren. Auch wenn die westlichen Freier nur einen geringen Teil des Sexpotentials ausmachen - die jungen Deutschen haben inzwischen die kostenlose Promiskuitaet des Ballermannstrandes entdeckt, die aelteren bevorzugen die billigen Lusttempel des "befreiten" Ostens - liegt das "Land des Laechelns" fuer Japaner, Koreaner und Malaysiern, fuer wohlhabende Chinesen aus Taiwan, Hongkong und Singapur so nahe, dass Sudham nur eine gewaltsame Loesung - Sali ersticht Nipa - darbietet, erstaunlich fuer einen Buddhisten, der im Streben nach Harmonie die zentrale Grundlage des Gesellschaftssystems sieht. Sollen wir das als Zeichen werten, dass der Buddhismus weitgehend seinen geistlichen, ethischen und sozialen Zugriff auf die Realitaeten des Lebens verloren hat oder gar als Aufruf zur Revolution, die die Militaerdiktatur nicht zum ersten Mal erlebt? Das thailaendische Staatswesen war nie totalitaer genug, die Bordell-Nation zu veraendern.

Unter der changierenden Oberflaeche bleiben die Thais sie selbst, meinen einige Autoren, denn das , was ihnen das Teuerste ist, ihre Selbstachtung, haben sie sich zu bewahren verstanden. Das sei ihr reizvollster Charakterzug, und er sei ihnen nicht auszutreiben, nicht den Doerflern, nicht den Staedtern, ja, nicht einmal den "Miezen des Vergnuegungsviertels", den Taenzerinnen in Patpong. Aber wer durch das schrille Erbe der Amerikaner, die Go-Go-Bars, wandelt und auf die Gesichter der Minderjaehrigen, die mehr und mehr aus den Nachbarlaendern "bezogen" werden, achtet, bekommt arge Zweifel. Darum bleibt der poetische Schluss der Erzaehlung nur eine vage Illusion.

 
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