Thailand bietet unbegrenzte Urlaubsmoeglichkeiten. Nirgendwo in Suedostasien kann man so aus dem vollen schoepfen wie im Land der Freien. Absolut frei und ungebunden wird eine Reise mit dem Mietwagen. Gewiss, eine Pauschaltour hat viele Annehmlichkeiten. Aber Individualisten koennen auf eigene Faust Globalanbieter mit ihrem hohen Preisniveau spielend unterlaufen; es beginnt bei den Flugpreisen - und endet nicht bei den Kosten fuer einen Mietwagen.
Die Asiatische Finsternis Von Thailand ging im Sommer 1997 die Asienkrise aus, aber Regierung und Wirtschaftsbosse haben ihre Lektion aus dem wirtschaftlichen Zusammenbruch noch nicht gelernt. Die asiatische Finsternis ist nicht vorbei. Big Business und Government laborieren gerade in Thailand aus traditioneller Furcht vor Überfremdung oberflaechlich - naiv oder bewusst - an den misslichen Folgen aus Vetternwirtschaft, Korruption, unterentwickelten Rechts- und Unternehmensstrukturen und Mangel an Ethik. Die Royals zahlen fuer ihre Assets stets den Marktpreis, aber die Tycoons und ihre Clans ersticken nie an Geldgier.
Allein der Tourismus hat vom Verfall der Waehrung Baht profitiert, denn 1998 hat das Koenigreich 7,7 Mio. Besucher angelockt: ca. 1 Mio. Japaner, fast eine halbe Mio. Europaeer, davon mehr Briten als Deutsche. Profitiert haben die Thais von den noch groesseren Schwierigkeiten der Nachbarn mit Verlusten in Indonesien und Hongkong von ueber 20%, mit 15% in Singapur und Malaysia. Wenn die Boersen in Suedostasien wieder boomen, zeugt das mehr von der Gruppendynamik der Lemminge als von den Realitaeten.
Es muss sich noch erweisen, ob der Schaden eines florierenden Tourismus nachhaltiger sein wird als der eines ausbleibenden. Jedenfalls ist es nicht unbillig, wenn seine Majestaet, der umworbene Kunde, diese Situation durch kraeftiges Handeln nutzt. Leider zahlen viele Touristen gedankenlos jeden Preis, nicht nur in Touristiklaeden und an Souvenirstaenden, sondern auch in Reisebueros, Hotels oder bei Mietwagenfirmen. Wie kommt man nun guenstig an einen Leihwagen?
Billig ist nicht preiswert Vorab: Linksfahren bedeutet ein wenig mehr, als sich nur auf der linken Strassenseite zu bewegen. Wer sich nur mit Herzklopfen ans Steuer wagt, sich keinem anderen Fahrstil anpassen oder sich allenfalls mit den Facetten einer verengten Wahrnehmung - Verkehrschaos, alles Anfaenger usw. - auf die ‘falsche’ Spur begeben will, sollte sich ein Auto mit Fahrer mieten. Buchen kann man heutzutage leicht ueber das Internet, beispielsweise bei Chenthaytravel in Gummersbach, www.ctt-reisen.de. Oder man kann Privatwagen oder Minibus mit Fahrer fuer mehrtaegige Touren ausserhalb Bangkoks bei Rachanee Travel an der Sukhumvit fuer ca. 2.000 Baht/Tag ordern und ueber die deutsche Vertretung Hans E. Zimmer in 74599 Wallhausen vorbestellen. Auch wenn man keine Luxus-Limousine mit Chauffeur anheuert, Komfort hat seinen Preis. Aber es lohnt sich, denkt man nur an den Stress beim Fahren, an mangelnde Ortskenntnis und meist fehlende Fahrpraxis in Thailand.
In der Konkurrenz um Kunden und Preise geht es zur Zeit in Siam um Sein oder Nichtsein. Viele Reiseunternehmen machten Pleite oder liessen sich notgedrungen allerlei Neues einfallen. Darum bilden die Angebote in Bangkok ab ca. 35 DM/Tag eine nach oben offene Preisskala: Sind fuer einen Toyota Carolla mit Fahrer - 12 Stunden (!) Arbeitszeit - bei ca. ca. 100,- DM/Tag die Kosten fuer Verpflegung und Unterkunft des Fahrers bereits eingeschlossen, muss man bei internationalen Verleihfirmen kraeftig handeln, um diesen Preis fuer einen Wagen ohne Fahrer zu unterbieten. Die alte schweizer Dynastie Diethelm Travel in Bangkok, 140/1 Kian Gwan Building, Wireless Road, bietet z. B. recht guenstig im Internet www.diethelm-travel.com einen Toyata Corolla (Firma Budget Car Rental) fuer die Mietdauer von 14 - 30 Tagen zu 43,70 U$ mit allen notwendigen Haftpflichtversicherungen an. Insassenunfall-, Vollkaskoschutz und Deposit gehen extra. Die Hotelzustellung erfolgt ohne Gebuehren, ein Flughafenzuschlag entfaellt.
Im Branchenverzeichnis findet man alle nationalen und internationalen Firmen. Bequemer als mit zeitaufwendigen Anrufen im ueberlasteten Bangkoker Telefonnetz mietet man ueber ein Reisebuero an. Provisionsgebuehren sind niedriger als in Deutschland und Verhandlungssache. Agenturen vermitteln auch Privatvermieter, die am billigsten sind. Einheimische Verleiher wie z. B. die New Klong Toey Carrent Company Limited sind preiswerter als internationale Firmen. Die Wagen sind meist aelter als die durchschnittlich nur zwei Jahre alten der internationalen. Angeblich sind diese Wagen am besten gewartet; das muessen wir einfach glauben. Wenn man unter Zeitdruck steht, sollte man sich fuer eine internationale Firma entscheiden, denn bei Unregelmaessigkeiten steht schnell Ersatz bereit, weil die Gross-Firmen ein weitverbreitetes Vertriebsnetz unterhalten. Avis beispielsweise hat neben Bangkok mehrere Niederlassungen in Chiang Mai/Rai, Cha-Am/Hua Hin, Hat Yai, Khon Kaen, Mae Hong Son, Phitsanuloke, Pattaya, Krabi, Phuket, Samui Island und Udorn Thani, fast immer verkehrsguenstig am Flugplatz.
Spass ohne Stress Ein Tip: Wer sich fuer einen aelteren Wagen entscheidet, sollte unbedingt die Batterie ueberpruefen lassen. Man nutzt automatisch und intensiv die Klimaanlage. Meist faellt die Batterie in gottverlassenen Gegenden aus. Die Thais sind zwar sehr hilfsbereit und erfinderisch, aber die geplante Reisetour geraet meist arg durcheinander. Wenn sich dann das beste Hotel am Platz noch als miese Absteige erweist, in der man zur Lotterpritsche eine Decke erbetteln muss, faehrt man nie wieder ohne Ersatzbatterie (ca. 50 DM) los. Was soll es, wenn man sie nicht braucht? Der Haendler macht gern ein Schnaeppchen und nimmt sie mit Abschlag zurueck.
Die Strassen in Thailand sind so gut, dass man in der Regel weder Jeep noch Allradwagen braucht. Wer in Pattaya oder Phuket damit sein Feeling aufpeppt, sollte die Stadtgrenzen nicht verlassen. Die klobigen Gebilde mit den Riesenreifen sind keine Originalfahrzeuge, sondern sie werden aus Steuergruenden auf Chassis von Pritschenwagen montiert. Es wird teuer, wenn Polizeistreifen die Vergnuegungsgefaehrte abfangen.
Frueher war Alkohol am Steuer nicht verboten. Die thailaendischen Gesetze schrieben nur vor, dass man fahrtuechtig sein musste. Freunde haben erlebt, wie die Polizei stockbetrunkene Auslaender von der Strasse klaubte, hinters Steuer zwaengte und in den Verkehr einwinkte. Thais kommen bei Verkehrsvergehen auch heute noch bei der Polizei mit einer gemeinsamen Runde Mekhong ohne Papierkrieg und Busse davon. Juli 99 sollte sich alles aendern: Es gibt ein neues Gesetz. Wer die zulaessige Promillegrenze von 0,5 ueberschritten hat, muss mit einer Strafe bis zu 20.000 Baht und/oder einer Gefaengnisstrafe von 3 bis 5 Jahren rechnen. Trotzdem ist es nicht empfehlenswert, sich gerade waehrend des dreitaegigen chinesischen Neujahrsfestes an den Neumondtagen zwischen 21. Januar und 19. Februar ohne Not mit dem Pkw auf die Strasse zu wagen.
Schattenseiten des Selbstfahrens Sollte es bei aller Vorsicht zu einem Unfall kommen, findet man mit Bargeld stets einen Kompromiss, der zumindest vordergruendig alle Seiten zufriedenstellt. Man muss einfach verinnerlichen, dass Auslaender grundsaetzlich als Unfallverursacher gelten und Entschaedigungen - auch bei Moped- und Motorradunfaellen - an die Betroffenen zu zahlen haben. Denn jeder Tourist, der nach Thailand kommt, gilt als reich. Wie sonst koennte er sich die weite Reise leisten? Wer sich stur stellt, muss mit ueblen Folgen rechnen.
Wir haben das am eigenen Leib erfahren, als wir mit den Gepflogenheiten noch nicht vertraut waren: Ein Mopedfahrer hatte uns in Ao Nang geschnitten und die Stossstange verbeult, ein Allerweltsunfall, der nicht zu verhindern war. Wir straeubten uns nach westlichem Rechtsempfinden gegen eine Entschaedigung, der Wagen wurde einfach beschlagnahmt und nach Krabi befoerdert. Um es kurz zu fassen: Die Polizei ignorierte uns schlicht, auch der Vermieter war keine Hilfe. Letztendlich haben wir das Auto stehenlassen und sind mit dem Bus nach Bangkok zurueckgekehrt - um einige Erfahrungen reicher. Andererseits kann die Polizei recht hilfreich sein, denn ein Tourist ist in Thailand auch immer ein Gast. Nicht selten werden naemlich leichte Unfaelle regelrecht provoziert und windige Thais versuchen, unter fadenscheinigen Vorwaenden an die Devisen der Urlauber zu kommen. Da die Polizei ihre Pappenheimer kennt, kann man einer honorigen Behandlung sicher sein. Thais allerdings, die einen Unfall mit schweren Personenschaeden verursachen, machen sich meist aus dem Staub. Unfallflucht wird vor Gericht durchweg als Schuldeingestaendnis ausgelegt, aber die taetliche Rache von Angehoerigen der Unfallopfer kann viel schlimmer sein.
Kulturelle Hoehepunkte Wer in Thailand das besondere Erlebnis sucht, vertraut nicht nur oeffentlichen Verkehrsmitteln, sondern bevorzugt folgerichtig, mit allem Wohl und Wehe, den Pkw.
Die kulturellen Hoehenpunkte liegen im Norden. Sukhothai gilt als Wiege Thailands, ruft als Goldenes Zeitalter bei den Thais nostalgische Gefuehle wach. Die Zwillingsstaedte Sukhothai/Si Satchanalai und Kamphaeng Phet geben uns eine Ahnung von der Eleganz jener Epoche.
In der Umgebung von Chiang Mai entdecken wir die schoensten Kloester Thailands: Doi Suthep ist das Wahrzeichen der Stadt, Wat Phra That Lampang Luang mindestens 1300 Jahre alt. Mae Sa Valley ist ein thailaendischer Garten Eden. Wer die wilden Orchideen auf den Baeumen des hoechsten Landesberges, dem Doi Inthanon, nicht auf den Film bannen konnte, schiesst in den Orchideenfarmen des Valleys seine schoensten Bilder. Phrae beeindruckt durch eine Altstadt, die man sonst in Siam umsonst sucht. Tempel-Enthusiasten sind in Nan ausgelastet.
Von Nakhon Ratchasima (Khorat) brechen wir in die Welt der Khmer auf: Sikhoraphum, Prasat Preah Vihear, Phanom Rund, Muang Tam und Phimai ersetzen fast eine Reise nach Angkor. Wer Zeit hat, kombiniert damit einen Ausflug nach Ban Chiang an die "Wiege der Menschheit" und erschliesst sich den ziemlich unbekannten Nordosten des Landes.
Der tiefe Sueden Thailands verspricht viel Urspruenglichkeit, denn dort ist manches anders als im uebrigen Land: Klima, Religion, Kultur und Sprache. Die Regenzeit in den feuchtesten Monsun-Monaten Dezember und Januar ist laenger und niederschlagsreicher. Das reisefreudige Thai-Voelkchen hat den Sueden selbst noch nicht entdeckt. So bleiben Nakhon Si Thammarat, Phatthalung, Songkhla und Pattani, die herrlichen Binnenseen und unendlichen Straende ein Terrain, das man ganz fuer sich allein erleben kann.
Wer nicht der hektischen Suche nach den letzten Paradiesen verfaellt, wird mit dem Mietwagen Landstriche von bedrueckender Schoenheit auftun, folgt er schlicht dem siamesischen Sprichwort: "Zerbreche nicht den Lotus und wuehle nicht das Wasser auf!"
Chok Dee - gute Reise!
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