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Kurz notiert
Seide aus Siam mit königlichem Segen
Zu neuer Bluete gebracht
Von Heinz & Rainer Pollmeier

Die alten Roemer wogen ein Pfund Seide mit einem Pfund Gold auf. Die "Pracht des Orients" hat die Gemueter durch Jahrhunderte bewegt. Das wertvolle Gewebe "zart wie eine Wolke" forderte menschliche Eitelkeit und Grossmannssucht heraus: So wurden noch 1661 in der "Saechsischen Kleiderordnung" Adeligen 50 Ellen, Buergerlichen 30 und den "gemeinen Leuten" nur 10 bis 15 Ellen Seidenbaender zugestanden!

Mit Thailand verbinden wir automatisch Orchideen und Palmenstraende und natuerlich Seide. Bangkok, die exotische Stadt der Engel, strahlt nicht nur fremdartigen Zauber mit Farben und Stoffen aus, die Geist und Mode einer anderen Welt bedeuten; Bangkok hat sich zum Handelszentrum allererster Garnitur hochgeboxt und haelt jeden Vergleich mit Singapur und Hong Kong stand. Hypermoderne Kaufhaeuser mit erlesenen Waren schiessen aus dem Boden. Bei den Thais regiert Koenig Kunde.

Fuer Seide 'par excellence' ist kein Glaspalast, sondern das eher bescheidene Jim Thompson-Unternehmen, 9 Surawong, das erste Haus am Platze. Aber aufgepasst! Flugs verfaellt man dem schillernden Angebot. Seide entzueckt, wenn man sie nur sieht, ist ein Stoff, der suechtig macht. Der Kaufrausch kommt ueber einen, Finanzen geraten durcheinander wie bei den Roemern, als Plinius klagte: "So teuer kommen uns unsere Genuesse und Frauen zu stehen..." Heute kann Seide preislich jedoch mit anderen Stoffen konkurrieren.

Viele Legenden ranken sich um den Ursprung der Serikultur. Um 1240 v. Ch. wird Seide in der Schang-Dynastie zum ersten Mal erwaehnt. Sie wurde - wie Graeberfunde beweisen - mit einer nur aus langer Erfahrung stammenden Perfektion hergestellt. Si-ling-shi, die Gemahlin des Herrschers Huang-li, des gelben Kaisers, gilt im dritten vorchristlichen Jahrtausend als die erste Seidenweberin. In den Palastgaerten beobachtete sie Seidenraupen, die sich an Maulbeerbaeumen einsponnen. Ihre Probierfreude, den Kokonfaden wieder abzuwickeln und zu Besserem als einem Raupennest zu verwenden, war erfolggekroent. Mit den verwobenen Seidenfaeden begann die fruehe Wirtschaftsgeschichte - als Monopol chinesischer Kaiser.

Seidenraupen als Fabeltier
Viele Jahrhunderte lang blieb die Herstellungsmethode Staatsgeheimnis. Und niemand weiss, wann und wo in China die erste Karawane mit Waren nach Westen aufgebrochen ist. Was dann folgte, war die Geschichte der tausendjaehrigen und 10 000 km langen Seidenstrassen - mit der Entstehung des Fruehkapitalismus.

Nearchos, ein Offizier Alexanders des Grossen, spricht in seinen Aufzeichnungen von 'serischen Haeuten' und behauptete, die Seidenfaeden wuerden von Baeumen gekratzt. Auch fuer andere antike Autoren war die Seidenraupe ein Fabeltier. Das Wissen jener Zeit erwies sich als weit entfernt von den tatsaechlichen Ereignissen. Gegenueber dem Abendland blieb China bis ins vierte nachchristliche Jahrhundert Alleinhersteller der reinen Seide. Nach Korea hatten chinesische Auswanderer um 200 v. Ch. Maulbeersamen und Raupeneier mitgenommen, die von dort vierhundert Jahre spaeter ihren Weg nach Japan fanden. Auch in Indien kannte man seit fruehesten Zeiten eine Raupe, deren Faden zu verspinnen war; ihm fehlte Glanz und das reine Weiss der Chinaseide. Darum fuehrten auch Seidenstrassen in den Sueden.

Auf dem Seeweg ereichte 166 n. Ch. eine Gesandtschaft des Kaisers Marc Aurel China ueber Annam. Diese Roemer bemuehten sich um unmittelbare Handelsbeziehungen, aber Perser und Parther wachten wegen maerchenhafter Gewinnspannen eifersuechtig ueber ihre Schluesselstellung im Zwischenhandel.
Erst 542 n. Ch. - wenn wir dem roemischen Historiker Prokop glauben - schmuggelten nestorianische Moenche in ihren hohlen Wanderstaeben Eier der Seidenraupe nach Byzanz. Der ostroemische Kaiser Justinian I. - vom ungeheueren Handelswert ueberzeugt - machte seinerseits die Seidenindustrie zum Staatsmonopol. Mit dem Niedergang der Tang-Dynastie (618-907 n. Ch.), dem "goldenen Zeitalter" Chinas, wurde Seidenhandel mit den "westlichen Barbaren" uninteressant, zumal die Seeroute bequemer war als der Landweg. Die Seidenstrasse zerfiel, viele Oasen veroedeten.

Als Marco Polo im 13. Jahrhundert in der Oase Khotan Rast machte, sah er Seide im Überfluss. Wie das streng gehuetete Wissen hierher gelangt ist, zeigt ein Bild im Britischen Museum, das Sir Aurel Stein 1914 in einem antiken Gemaeuer unweit von Khotan entdeckt hat: Eine Hofdame deutet auf den Kopfputz, in dem eine chinesische Prinzessin die Morgengabe fuer ihren kuenftigen Gemahl versteckt. Ihre List hatte Erfolg, das Geheimnis war gelueftet, das Wissen drang nach Indien, Persien und zuletzt zu den seide-versessenen Roemern. Das Schmuggelgut einer eitlen jungen Dame, die auf anmutige Seidenroben nicht verzichten wollte, trug zum Niedergang der Seidenstrasse bei. Zu Marco Polos Zeiten war ihre Glanz laengst verloschen.

Wie die Seidenkunde nach Siam kam, ist ungeklaert. Ihr Weg ueber Indien, aber auch ueber die Nachbarn im Norden und Osten ist denkbar. Hat nicht Koenig Ram Khamhaeng von Sukhothai, der Erfinder der Thai-Schrift, 1294 aus China Handwerker und Toepfer mitgebracht? Sie entwickelten die beruehmte Celadon-Keramik von Sawankhalok, die, in Suedostasien immer hochgeschaetzt, heute von Sammlern heiss begehrt ist. Warum soll nicht damals wie heute in vielen Landesteilen die Seidenraupenzucht ein lebenswichtiger Nebenerwerb gewesen sein?

Sericin und Seidenspinner
Im Nordosten Thailands, vor allem in den Provinzen Khorat, Chayaphum und Surin, findet man in fast jedem Dorf Seidenzuechter und Webstuehle. Der Zuechter muss jedes Jahr mit einem neuen Eierbestand beginnen. In der freien Natur trifft man den Seidenspinner aus China kaum noch an. Wie die Hausbiene zaehlt er zu den wirtschaftlich nutzbaren "Haustieren". Oft kaufen Zuechter die Eier in speziellen Brutzentren. Wenn die Raupen ausgeschluepft sind, werden sie zweimal pro Stunde mit feingehackten, frischen Maulbeerblaettern gefuettert. Nach der Reisernte helfen Jung und Alt bei der Pflege der Raupen, die keinerlei Laerm, Schmutz, Zugluft oder Feuchtigkeit vertragen.

Die Raupen haeuten sich vier- bis fuenfmal, bevor sie sich nach einem Monat verpuppen; ausgewachsen werden sie 8-9 cm lang. Werden sie unruhig, deckt man die Zuchtkaesten mit Zweigen ab. Die Raupe spinnt einen Faden, den sie an einen Zweig festklebt. Es dauert etwa 60 Stunden, bis sie das Wunderwerk, den Kokon, aus einem einzigen Faden von 3-4 km Laenge, in achterfoermigen Schwingungen vollendet hat. Genaugenommen sind es zwei Fibroinfaeden, die von Sericin (Seidenbast) aus Saeuren des Maulbeerblattes umgeben sind. In diesem Seidenschutz entwickelt sich ein Falter mit sechs Beinen, zwei Fluegelpaaren und dicken Fuehlern - wenn nichts dazwischenkommt. Die verpuppten Raupen werden anschliessend in kochendem Wasser abgetoetet.

Goldfarbig und rauh
Seidenfalter werden geschlechtsreif, kurz nachdem sie aus dem Kokon geschluepft sind. Die durch lange Selektivzuechtung flugunfaehigen Motten paaren sich und das Weibchen legt 400-800 Eier traubenfoermig ab. Nur die dicksten und schoensten Kokons werden zur Zucht aussortiert und bei Temperaturen um den Gefrierpunkt fuer einen neuen Eierbestand aufbewahrt. Etwa 7 000 Kokons werden fuer 1 kg Rohseide benoetigt. Sie ist goldfarbig und rauh von der klebrigen Sericin-Masse. Nach einem Laugenbad hellt sie sich auf, wird weich und verliert durch die Reinigung von dem natuerlichen Klebstoff bis zu 30% des Gesamtgewichts. Über das rustikale Holzgeraet "lak mee" wird die Seide auf Webschiffchen abgespult. Man fasst 5-7 Kokons zusammen, um einen Strang zu zwirnen. Der archaisch anmutende Handwebstuhl - die Bauweise ist in Pakistan, Indien und Thailand seit Jahrhunderten unveraendert - wird sorgfaeltig hergerichtet. Eine geuebte Weberin braucht fuer einen Yard einfarbiger Seide rund drei Stunden. Die Laengsfaeden sind 62 cm lang und die herkoemmliche Webbreite ist ein Meter.

Ist Seide wegen ihres stumpfen Glanzes ohnehin zum Faerben gut geeignet, macht die weiche Thai-Seiden-Struktur sie ganz besonders aufnahmefaehig fuer Farben, die sehr einheitlich wirken. Hier werden Fasern oder Garn, und nicht der fertige Stoff eingefaerbt. Meist benutzt man chemische Produkte, die beim Waschen nicht auslaufen. Dagegen verwendete man frueher in Siam Naturfarben aus Wurzeln, Beeren, Rinde, Insekten und Erde, eine Wissenschaft, die durch die Moderne in Vergessenheit geraet. Indigo-Pflanzen wurden in jedem Dorf angebaut; vergoren faerbten sie tiefblau, Krajai-Beeren benutzte man fuer schwarze Stoffe, Extrakte aus den Lak-Insekten erzielten ein leuchtendes Rot. Muster werden durch verschiedenfarbige Faeden gewebt oder mit modernen Methoden aufgedruckt.

Auch im Mittelmeerraum wurden die Farben fein abgestimmt: Glaenzendes und gewoehnliches Weiss, verschiedene Stufen des beliebten Rot. Purpur gewann man aus dem Saft der Purpurschnecke, Kermes aus der Schildlaus, es gab rhodinus-rosenrot, occum-scharlachrot und warme Rottoene wie cocco melinus und rhodomelinus-rotgelb. Ein besonders tiefes Purpurrot hiess dibapha, weil es zweimal gefaerbt wurde. Das syrische Tyrus war wegen seiner vorzueglichen Purpurfaerbereien beruehmt.

Jim Thompson, ein ehemaliger amerikanischer Offizier, blieb nach dem 2. Weltkrieg in Thailand und gruendete 1948 die Thai Silk Company. Auf der Suche nach Antiquitaeten - sein traditionelles Thai-Haus am Ende der Soi Kasemsan ist ein einzigartiges Museum - fand er durch Zufall ein schoenes Stueck Seide. Den Architekten und Hobbymaler faszinierte das schimmernde Gewebe, und nach weiteren Einkaeufen organisierte in den USA mit durchschlagendem Erfolg eine Ausstellung.

Die Nachfrage nach Thai-Seide wuchs staendig. Jim Thompson beriet die Weber, die Grossauftraegen nicht gewachsen waren und machte die Faerber mit modernen Chemiefarben bekannt. Bis zu seinem mysterioesen Verschwinden im Dschungel des malaiischen Hochlands am Ostersonntag 1967 erweckte er die vom Aussterben bedrohte Seidenweberei zu neuem Leben. Heute beschaeftigt die Company 3 000 Weber und exportiert in alle Welt.

Muster nach der Natur
Ikat-Seide, international als Mutmee bekannt, ist eine Kostbarkeit, die wegen der zeitraubenden Arbeitsgaenge ihren Preis hat. Das Muster wird vor dem Weben in den Schussfaden eingefaerbt. Band man frueher die Stellen, die weiss bleiben sollten, mit Bananenfasern ab, nimmt man heute Plastikschnuere. Der Weber muss den Schussfaden staendig justieren, damit das Muster nicht verschwimmt. Die seit Generationen ueberlieferten Muster wurden der Natur abgelauscht: Voegel, Wellen, Skorpione und Blumen. Einigen Motiven wie der Naga-Schlange werden uebernatuerliche Kraefte zugeschrieben. Weil die Kunst der Ikat-Seidenweberei zu vergehen drohte, wurde sie Anfang der 80er Jahre vom Koenigshaus wiederbelebt und gefoerdert. Die wertvollen Stoffe sind heute absolut salonfaehig. Um den guten Ruf der Thai-Seide zu schuetzen, erliess die Regierung 1968 eine Qualitaetsnorm fuer Exportware.

Handgewobene Seide weist durch die persoenliche "Handschrift" des Webers oder durch die Feuchtigkeit des Fadens, die von Tag zu Tag wechseln kann, kleine Unregelmaessigkeiten in der Webstruktur auf. Der Thai-Seide geben gerade diese kleinen Knoetchen ihre typisch originelle Oberflaechenstruktur. Thompson-Seiden sind exzellent, aber teuer. Man muss nicht bei Jim Thompson kaufen, sondern sollte dort Blick und Fingerspitzengefuehl schulen, bevor man sich in aller Ruhe in weiteren Haeusern umsieht. Wer auf dem Land unmittelbar beim Hersteller, zum Beispiel in der kleinen Stadt Pak Thong Chai, etwa 30 km suedlich von Khorat, einkauft, spart bis zu 50% gegenueber den Bangkok-Preisen mit der erlebnisreichen Zugabe, sich im Musse eine Weberei und Faerberei anschauen zu koennen.

Die Echtheitsprobe
Kein ehrlicher Haendler oder Schneider wird dem Kunden eine "Feuerprobe" verweigern: Echte Seide glueht nur und riecht nach angesengtem Haar, waehrend Mischgewebe mit hohem Synthetik-Anteil kleine Plastikklumpen bilden. Dagegen kann man die Asche von Naturfasern zu Staub zerreiben.

Naturseide lebt, ist reissfest, aber elastisch, kann bis zu 30% Feuchtigkeit aufnehmen, ohne sich klamm zu fuehlen, traegt sich angenehm, weil die Haut "atmen" kann, kuehlt an heissen und waermt an kalten Tagen. Thai-Seide ist ein empfindliches Textil. Man sollte sie nur vorsichtig in milder Seifenlauge - nie in der Maschine - waschen und niemals auswringen. Wer dem letzten Spuelwasser einen Schuss Essig beigibt, verstaerkt den leuchtenden Glanz. Wird sie nass im Schatten aufgehaengt, nie direkt mit dem Buegeleisen angegangen und von links gebuegelt, wenn sie noch etwas feucht ist, kann man ihren glaenzenden Schimmer auf Jahre bewahren.

 
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