Walt Disney World Resort in Florida ist dagegen der reinste Kitsch. Fuehrt es in die Welt der Traeume, Phantasien und Abenteuer, vergisst man auch im Freilichtmuseum Ancient City die Realitaet und taucht ein in Kultur und Geschichte Siams. Und diese Schau ist so vielfaeltig und spannend, dass Sie staunen werden wie ein Kind.
Ancient City oder Muang Boran ist die originelle Gruendung eines reichen Siamesen. Der "Erlebnispark" wurde am 11. Febr. 1972 vom thailaendischen Koenigspaar und Elisabeth II. von England eingeweiht. Auf dem etwa 80 Hektar grossen Gelaende in Form des elephantenkoepfigen Landes wurden die wichtigsten historischen Baudenkmaeler aus erhaltenen Ruinen rekonstruiert, originalgetreu verkleinert oder auch in Originalgroesse nachgebaut. Hier finden sich noch Kunstgegenstaende, Einrichtungen und Exponate, die an den Ursprungsorten laengst vergangen sind. Auch die Phantasie wird angeregt in sieben Gaerten mit mythologischen Skulpturen aus Sagen, Volksmaerchen und anderen literarischen Motiven. Voelkerkundliche Ausstellungen ergaenzen sinnvoll die Palette. Dieses Open-air-Museum ist eine wunderbar vielfaeltige "Einstiegsdroge" fuer Thailand-Neulinge!
Wer aus Zeitmangel nur Teile Thailands gesehen oder Sehenswuerdigkeiten verpasst hat, sollte zumindest Thailand en miniature nicht versaeumen. Man kann auch Reiseerinnerungen auffrischen oder nachvollziehen. Inmitten von viel Gruen, vorbei an Wasserlaeufen und kleinen Seen, kann man sich dabei erholen oder entspannen und in himmlischer Ruhe Thailand ganz allein entdecken, denn nicht viele Touristen verlaufen sich hierher. Ancient City hat malerischen Reiz, denn es wurde nicht museal in Szene gesetzt, sondern lebt. In den Haeusern wohnen zum Teil Menschen, der Park wurde von vielen Tieren angenommen, und da er staendig ergaenzt und erweitert wird, kann man Handwerkern ueber die Schulter schauen, die mit viel Aufwand und Geschick die inzwischen 99 Denkmaeler pflegen.
Der Ausflug wird von vielen Veranstaltern angeboten und kann in jedem groesseren Hotel gebucht werden. Diethelm Travel (www.diethelm-travel.com) beispielsweise bietet die Tour bei zwei Personen fuer je 24,40 US$ an, bucht man in Deutschland z. B. bei Chenthaytravel in Gummerbach (www.ctt-reisen.de) vor, kostet sie 44,50 DM/Person. Billiger wird es, wenn man sie auf eigene Faust gestaltet. Von der Sukhumvit Road aus nimmt man z. B. den AC-Bus Nr. 8 bis zur Endstation in Samut Prakan (Pak Nam) am suedoestlichen Stadtrand Bangkoks; dort warten Minibusse oder Tuk Tuk fuer die letzten 6 km bis zur Holzbruecke mit dem Torbogen, auf dem Ancient City steht. Wer mit dem normalen Stadtbus faehrt, muss allerdings mindestens zwei Stunden fuer den Weg einrechnen.
Samut Prakan ist etwa 20 km von Bangkok entfernt. Man kann sich heute kaum vorstellen, dass die Stadt um 1600 noch direkt am Meer lag und grosse strategische Bedeutung fuer die Koenige von Ayutthaya hatte. Von den Befestigungsanlagen aus kontrollierten sie den Schiffsverkehr vom Golf von Thailand zum Menam Chao Phraya. Die Burmesen zerstoerten 1767 die Stadt. Die Chakri-Koenige wiederum bauten mehrere Forts und errichteten 1823 auf einer kleinen Insel in der Menam-Muendung Wat Chedi Klang Nam, der eintreffenden Schiffsbesatzungen anzeigte, dass sie sich mit Siam einem buddhistischen Land naeherten. Der Tempel liegt mittlerweile am Westufer in Phra Pra Daeng.
Das Freilichtmuseum kann mit Taxi, Mietwagen oder Tourbus befahren werden; ideal waere ein Fahrrad oder Moped, aber das ist nicht mehr erlaubt. Wer das weitlaeufige Gelaende zu Fuss ausgiebig besichtigen will, muss schon ein wenig Kondition mitbringen. Um sich nicht zu verlaufen, kann man sich beim Eintritt am Informations-Pavillon eine kostenlose "Landkarte" geben lassen. Die Nummern des Faltplans beziehen sich auf die Übersicht, saemtliche Denkmaeler sind entsprechend beziffert. Wollte man alle Sehenswuerdigkeiten beschreiben, muesste man einen neuen Reisefuehrer entwerfen.
Ein Blick auf die Übersichtskarte zeigt, dass wir an der malaysischen Grenze eintreten. Die Umrisse des Parks entsprechen zwar in etwa den Landesgrenzen, aber die einzelnen Baudenkmaeler nur grob der geographischen Lage. So liegt der Chedi des Phra Mahathat in Nakhon Si Thammarat nahe beim Stupa von Wat Phra Mahathat in Chaiya. Chedi bedeutet einfach die thailaendische Übersetzung von Stupa, einem "Haufen", "Huegel", also der Reliquien- und Gedenkhuegel fuer bedeutende Persoenlichkeiten, insbesondere fuer Buddha; weiter noerdlich in The Garden of Sacred Stupa finden wir davon mehr als ein Dutzend. Man kann sich also ohne Plan leicht verfranzen, in den Tempelanlagen von Ayutthaya, in den "Bergen" Nord-Thailands oder im Schwimmenden Markt, einer riesigen Anlage mit etlichen Holzhaeusern, Tempeln, Bruecken, Booten, Laeden und - nicht nur Labsal fuer die wunden Fuesse - einem Restaurant.
Man muss nicht alles auf einmal machen! Dann wirft man spaetestens zu Hause ganz Thailand durcheinander und kann nicht einmal mehr die Fotos sortieren. Beim ersten Besuch sollte man ruhig einige Objekte auswaehlen: Der eine interessiert sich mehr fuer traditionelle Holzgebaeude - gerade sie sind im Laufe der Geschichte dem zersetzenden tropischen Klima, Braenden oder Kriegen zum Opfer gefallen - ein anderer will Kloester und ihre Stile vergleichen. In Ancient City kann man sorgfaeltig selektieren. Wie waer’s beispielsweise mit einem Besuch des Nordostens von Thailand, dem Isan, der, touristisch nun mehr und mehr erschlossen, fuer viele europaeische Besucher immer noch ein Mauerbluemchendasein fuehrt?
Der Isan ist reich gesegnet mit prachtvollen Khmer-Ruinen. Die Khmer beherrschten vom 9. bis 15. Jh. weite Teile Suedostasiens bis ueber die Grenzen des heutigen Malaysias. Ihr Einfluss liess erst im 13. Jh. unter dem Druck der Thai nach. Als diese sich in der Hauptstadt Sukhothai etabliert hatten, eroberten sie die umliegenden Gebiete; im 15. Jh. fiel ihnen auch Angkor zu, das sie - wie uns heute - faszinierte. Sie uebernahmen bereitwillig den Staatsapparat, die Umgangsformen an Koenigshoefen, die vergoettlichenden Titel der Khmer und sogar die hoefische Sprache (Rajasap), die alledings nur bei Gespraechen mit dem Koenig oder Prinzen von Rang verwendet wird.
Auf einer Khmer-Tempel-Tour durch den Isan - am besten voellig unabhaengig mit dem Mietwagen - nimmt man Umwege in Kauf. In diesem Freilichtpark gelangt man bequem von Phimai, Prasat Sikhoraphum und Phanom Rung nach Khao Phra Viharn, dem Felsentempel und beliebten Wallfahrtsort der Thais. Dieser Tempel wurde nach dem Urteil des Internationalen Gerichtshofes 1963 Kambodscha zugesprochen, kann aber wegen seiner Nord-Sued-Lage in der Dang Rek-Kette am Ende eines Felsplateaus nur von Thailand aus bequem erreicht werden. 1989 einigten sich Kambodscha und Thailand, das einzigartige Kunstwerk Besuchern wieder zugaenglich zu machen.
Oft spinnen sich in Siam liebevolle Legenden um die Entstehung eines Tempels. Pin, die Tochter eines habgierigen, durch neue Angelmethoden reich gewordenen Fischerehepaares am Mekong, unterstuetzte heimlich die Armen. Ein Prinz, dem ihre Schoenheit wahrscheinlich mehr als ihre Mildtaetigkeit gefiel, nahm sie zur Gattin. Zur Suehne fuer ihre Eltern liess Pin den Tempel erbauen. Sachlichere Informationen findet man in der Broschuere von John Black The Lofty Sanctuary of Khao Phra Vihar, das die Siam Society 1976 neu aufgelegt hat. Nach seiner Genealogie hat Yasovarman (889 bis um 900) das Werk begonnen und Suryavarman II. (1113 bis um 1150) letzte Hand angelegt. Die Architekten fast aller Khmerherrscher haben die Anlage mitgepraegt.
Alle bedeutenden Elemente der Khmerkunst werden hier harmonisch vereint. Und doch draengt sich ein modernes Bild auf, denn der Felsen hat die Konturen eines Tankers. Am Bug stuerzt die Linie mit dem Pei Ta Di Cliff steil in das Panorama der kambodschanischen Ebene ab. Auf Deck fuehrt eine 850 m lange, teilweise in den Felsen gehauene Treppe in einer Folge von vier Absaetzen allmaehlich auf die schiefe Ebene hinauf, Symbol des langen Weges in den hinduistischen Himmel. Unmittelbar vor den Klippen liegt das Gott Shiva geweihte Sanktuarium, im fruehen Baphuon-Stil (1010-1080) gehalten. Aus den Reliefs blicken die kantigen, mehr den Khmerherrschern als dem sanften Prinzen Gautamo entlehnten Buddhakoepfe in stilisierter Strenge. Ausserhalb Indiens ist es die groesste Anlage, die zu Ehren dieses beliebten Hindugottes der Zerstoerung und Erneuerung errichtet wurde. Die Anlage ist zum Teil zerfallen und wiederum hervorragend erhalten. Im Wechselbad der Eindruecke von Prunktoren und Hoefen, Gesimsen und Giebeln, von Palaesten und Proportionen wird man immer begleitet von der Naga, der urasiatischen Gottheit, die, ganz im Gegensatz zur christlichen Schlange, das Gute als Element des Lebens verkoerpert.
Obwohl wir uns ganz gut in Thailand auskennen, suchen wir vergeblich im Land rechts und links der Strasse 33 und an der Route 317 nach Chanthaburi den im Museum in den letzten Jahren entstandenen Prasat Hin Sadok Kok Thom, Sa Kaeo; genauso wenig finden wir The Octagonal Sala. Das Freilichtmuseum kann also recht spannend sein, wenn man die Objekte tatsaechlich in Siam finden will.
Der Besuch von Ancient City wird gern mit einer Visite der aeltesten und groessten Krokodilfarm in Thailand verbunden. Nicht weniger als 30.000 Krokodile leben hier, Salz- und Suesswasser-Reptilien, die aus allen Teilen der Welt stammen. Wenn sie das "ideale" Gewicht und Alter erreicht haben, werden sie zu Taschen, Schuhen usw. verarbeitet. Die Produkte duerfen nicht in die EG eingefuehrt werden, ob sie nun aus Zuchtfarmen stammen oder nicht. Wenn man gegen 15.00 Uhr mit einem Tuk Tuk von Ancient City aufbricht, trifft man rechtzeitig zur letzten Show in der Farm ein.
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